Freitag, 9. Oktober 2020
Yvonne II
Erstellt von kraehenpost um 17:31
Es lag der Herbst auf Stadt und Land
Und mittendrin im Herbst befand
Yvonne sich mit ihrem Kind
Das sich in ihrem Bauch befind
BEFAND! Ja Himmelkruzifix!
Yvonne heult… So wird das nix!
Yvonne HEULTE! Imperfekt!
Was hat man in dich reingesteckt
An Futter, Bildung, Antriebskraft
Damit‘s der Bub im Leben schafft
Und dann versägt er jämmerlich
Die Tempuswahl im Spottgedicht.
Und überhaupt: Man spottet nicht
Wenn eine Frau zusammenbricht
Die nur zu bald ein Baby kricht
Und sei’s auch nur für ein Gedicht
Denn alle wissen, dass Yvonne
Einst als reiner Reim für Sonne
In des Dichters Schaffen trat.
Ne Schwangerschaft dagegen hatte
Diese Dame nie im Sinn
Gehabt, als sie zum Dichter hin
Geschludert ist und ihn erschossen
Hat. So froh und unverdrossen.
Lange her. Jetzt steht sie da,
Der Körper wohlgerundet. Zwar
Noch immer diesen Schelmenblick
Doch der dreht nicht die Zeit zurück
Zum unbeschwerten Töten alter
Männer, die ist flöten. Halt! Da…
Sagt sie grad „Moment, ich hole…“?
Und hat – schwupps – schon die Pistole
Aus dem letzten Reim zur Hand
Drückt ab. Lacht. Heulte. Und verschwand.
Donnerstag, 8. Oktober 2020
Der Plan
Erstellt von kraehenpost um 18:35
Ich habe eine Auster in der Wanne
Und eine Auster schwimmt bei mir im Klo.
Die Dritte hab ich letztens in 'ne Kanne
Mit Wasser reingelegt. Frag mich nur, wo...
Ich hatte alles lange am Computer
Geplant, wie "Matze und die Muschis" triumphier'n!
Die Charts erobern und mit richtig guter
Musik die Medien und die Massen faszinier'n.
Die Proben liefen gut. Die Austern haben
Gerockt wie Bolle. Hatten’s richtig drauf!
Der Sound: Akut stabil! Ich sah schon Scharen
Von Fans am Schrei'n, die Hallen ausverkauft.
Tja Leute. Und dann kann Corona:
Konzerte abgesagt. CD geknickt
Jetzt sitz ich mit drei Austern in der Wohnung
Ich fühle mich vom Leben echt gefickt.
Mittwoch, 7. Oktober 2020
Hecht
Erstellt von kraehenpost um 22:44
Wer herrscht im See, und das mit Recht?
Der Hecht.
Er hat dem Wels den Pelz verwämst
Dass du ihn nicht mehr wiederkennst
Und hat den Barsch, und hat die Brasse
Harsch am Arsch gefasst
Sie nass gemacht
Die schlaffen Flaschen
Den Forellen, weil sie Welle machten
Dicke Dellen bei- und sie dann umgebracht
Und schließlich, in 'ner schlimmen Schlacht
Die Schleien tot gemacht
Die "Was?!" Genau. Sie werden nicht vermisst...
Im Gegensatz zu den Elritzen
Die in Ritzen sitzen
Und zur Seite flitzen
Wenn Du mal vom Ufer aus ins Wasser pisst
Die, also die Elritzen, hat der Hecht mit kessen Sprüchen und viel Pressen
Aufgefressen
Nur die kapitalsten Karpfen
Und die Mückenlarven
Hat der Hecht zunächst verschont
Damit er nicht alleine wohnt
Und was zu futtern hat
Bis er im Schlamm ein Armengrab
Bekam nach einem einsamen Gefecht
Mit dem Gevatter Tod. Das lief echt schlecht
Zurecht
Dienstag, 6. Oktober 2020
Die Schützes von nebenan
Erstellt von kraehenpost um 14:46
Im Zentrum der Milchstraße
Sitzt eine Quetsche
Die hat einen Schwager
Der neben mir wohnt
Im Zentrum des Schwagers
Erhitzten gefletschte
Vergoldete Brücken
Die Nachbarin schon
Im Zentrum der Nachbarin
Quietschen der Wäsche
Die Spitzen entzückend
Durch dürren Beton
Im Zentrum der Spitzen
Spritzt liebes Gequietsche
Auf goldene Brücken
Dynamisch im Ton
Im Zentrum des Quietschens
Schwitzt glücklich die Quetsche
Galaktische Schwaden
Dem Schwager zum Lohn
Montag, 5. Oktober 2020
Epitaph für eine Wespe
Erstellt von kraehenpost um 12:11
Die Wespe an der Scheibe klebt
Im Grunde so, wie sie gelebt
Hat: Provokant und eher hässlich,
Dabei stets, und das verlässlich,
Störend auf die Art und Weise
Die ich als perfide preise.
„Preise“, ja! Aus Pietät,
Die man wohl stets dem Dichter rät,
Spricht dieser über tote Wesen:
Stets im Guten, nicht im Bösen
Sollte so ein Nekrolog
Gehalten sein, den man vollzog.
Nun denn. Die edle Wespe war
Bestimmt, das glaub ich ganz und gar
In ihrer Wespenhaftigkeit
Unübertroffen. Stets bereit
Zu stehlen, rauben und zu morden
Wozu sie erzogen worden.
Bis sie selbst zum Opfer wurde:
Fenster offen und absurde
Mengen Obst hinter der Scheibe.
Leichte Beute, denkt sie, bleibe
Ich doch gleich für länger da,
Was dann auch ihr Verhängnis war.
Denn summ, schleck, wumms! Die Fliegenklatsche
Saust. Die Wespe wird zu Matsche
(Spätestens beim dritten Mal
Denn vorher bog sie sich vor Qual…)
Stimmt, so ein Ende ist betrüblich
Wenn auch regional recht üblich
Anderswo mag man mit Büchern
Schuhen, Spray und feuchten Tüchern
Ähnliche Erfolge feiern
Hier jedoch besteht man bleiern
Auf die Klatschenvariante.
Wohl auch, weil man sonst nichts kannte.
Klebt sie also an der Scheibe
Wo sie, während ich dies schreibe
Und erzähle, immer noch
Dort festhängt. Wo sie einstmals kroch.
Und ganz vielleicht als Garnitur
Auch kleben bleibt? Ich mein ja nur…
Sonntag, 4. Oktober 2020
Quid pro
Erstellt von kraehenpost um 23:13
Auf der Kiefer hockend spähen
Sie mich an: die Nebelkrähen!
Die dank viersilbigem Namen
Hier zu ihrem Auftritt kamen.
Denn im Grunde sind die Biester
Doch recht selten. Darum schießt der
Vollidiot von drüben auch
Eine voll in ihren Bauch
Um sie dann als Jagdtrophäe
In sein Haus zu hängen. Sähe
Ich nicht dauernd Vollidioten
Schöss ich... Doch das ist verboten.
Samstag, 3. Oktober 2020
Vierzeiler des Tages
Erstellt von kraehenpost um 23:45
Wer war’s, der aus der Küche schlich
Mit einem Stückchen Bienenstich?
Es war der Bär, natürlich! Er
Mag Bienenstiche allzu sehr.