Krähenpost
Freitag, 9. Oktober 2020

Yvonne II

Es lag der Herbst auf Stadt und Land Und mittendrin im Herbst befand Yvonne sich mit ihrem Kind Das sich in ihrem Bauch befind

BEFAND! Ja Himmelkruzifix! Yvonne heult… So wird das nix! Yvonne HEULTE! Imperfekt! Was hat man in dich reingesteckt

An Futter, Bildung, Antriebskraft Damit‘s der Bub im Leben schafft Und dann versägt er jämmerlich Die Tempuswahl im Spottgedicht.

Und überhaupt: Man spottet nicht Wenn eine Frau zusammenbricht Die nur zu bald ein Baby kricht Und sei’s auch nur für ein Gedicht

Denn alle wissen, dass Yvonne Einst als reiner Reim für Sonne In des Dichters Schaffen trat. Ne Schwangerschaft dagegen hatte

Diese Dame nie im Sinn Gehabt, als sie zum Dichter hin Geschludert ist und ihn erschossen Hat. So froh und unverdrossen.

Lange her. Jetzt steht sie da, Der Körper wohlgerundet. Zwar Noch immer diesen Schelmenblick Doch der dreht nicht die Zeit zurück

Zum unbeschwerten Töten alter Männer, die ist flöten. Halt! Da… Sagt sie grad „Moment, ich hole…“? Und hat – schwupps – schon die Pistole

Aus dem letzten Reim zur Hand Drückt ab. Lacht. Heulte. Und verschwand.

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Der Plan

Ich habe eine Auster in der Wanne Und eine Auster schwimmt bei mir im Klo. Die Dritte hab ich letztens in 'ne Kanne Mit Wasser reingelegt. Frag mich nur, wo...

Ich hatte alles lange am Computer Geplant, wie "Matze und die Muschis" triumphier'n! Die Charts erobern und mit richtig guter Musik die Medien und die Massen faszinier'n.

Die Proben liefen gut. Die Austern haben Gerockt wie Bolle. Hatten’s richtig drauf! Der Sound: Akut stabil! Ich sah schon Scharen Von Fans am Schrei'n, die Hallen ausverkauft.

Tja Leute. Und dann kann Corona: Konzerte abgesagt. CD geknickt Jetzt sitz ich mit drei Austern in der Wohnung Ich fühle mich vom Leben echt gefickt.

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Hecht

Wer herrscht im See, und das mit Recht? Der Hecht.

Er hat dem Wels den Pelz verwämst Dass du ihn nicht mehr wiederkennst Und hat den Barsch, und hat die Brasse Harsch am Arsch gefasst Sie nass gemacht Die schlaffen Flaschen Den Forellen, weil sie Welle machten Dicke Dellen bei- und sie dann umgebracht Und schließlich, in 'ner schlimmen Schlacht Die Schleien tot gemacht Die "Was?!" Genau. Sie werden nicht vermisst... Im Gegensatz zu den Elritzen Die in Ritzen sitzen Und zur Seite flitzen Wenn Du mal vom Ufer aus ins Wasser pisst Die, also die Elritzen, hat der Hecht mit kessen Sprüchen und viel Pressen Aufgefressen Nur die kapitalsten Karpfen Und die Mückenlarven Hat der Hecht zunächst verschont Damit er nicht alleine wohnt Und was zu futtern hat

Bis er im Schlamm ein Armengrab Bekam nach einem einsamen Gefecht Mit dem Gevatter Tod. Das lief echt schlecht Zurecht

Dienstag, 6. Oktober 2020

Die Schützes von nebenan

Im Zentrum der Milchstraße Sitzt eine Quetsche Die hat einen Schwager Der neben mir wohnt

Im Zentrum des Schwagers Erhitzten gefletschte Vergoldete Brücken Die Nachbarin schon

Im Zentrum der Nachbarin Quietschen der Wäsche Die Spitzen entzückend Durch dürren Beton

Im Zentrum der Spitzen Spritzt liebes Gequietsche Auf goldene Brücken Dynamisch im Ton

Im Zentrum des Quietschens Schwitzt glücklich die Quetsche Galaktische Schwaden Dem Schwager zum Lohn

Montag, 5. Oktober 2020

Epitaph für eine Wespe

Die Wespe an der Scheibe klebt Im Grunde so, wie sie gelebt Hat: Provokant und eher hässlich, Dabei stets, und das verlässlich, Störend auf die Art und Weise Die ich als perfide preise.

„Preise“, ja! Aus Pietät, Die man wohl stets dem Dichter rät, Spricht dieser über tote Wesen: Stets im Guten, nicht im Bösen Sollte so ein Nekrolog Gehalten sein, den man vollzog.

Nun denn. Die edle Wespe war Bestimmt, das glaub ich ganz und gar In ihrer Wespenhaftigkeit Unübertroffen. Stets bereit Zu stehlen, rauben und zu morden Wozu sie erzogen worden.

Bis sie selbst zum Opfer wurde: Fenster offen und absurde Mengen Obst hinter der Scheibe. Leichte Beute, denkt sie, bleibe Ich doch gleich für länger da, Was dann auch ihr Verhängnis war.

Denn summ, schleck, wumms! Die Fliegenklatsche Saust. Die Wespe wird zu Matsche (Spätestens beim dritten Mal Denn vorher bog sie sich vor Qual…) Stimmt, so ein Ende ist betrüblich Wenn auch regional recht üblich

Anderswo mag man mit Büchern Schuhen, Spray und feuchten Tüchern Ähnliche Erfolge feiern Hier jedoch besteht man bleiern Auf die Klatschenvariante. Wohl auch, weil man sonst nichts kannte.

Klebt sie also an der Scheibe Wo sie, während ich dies schreibe Und erzähle, immer noch Dort festhängt. Wo sie einstmals kroch. Und ganz vielleicht als Garnitur Auch kleben bleibt? Ich mein ja nur…

Sonntag, 4. Oktober 2020

Quid pro

Auf der Kiefer hockend spähen Sie mich an: die Nebelkrähen! Die dank viersilbigem Namen Hier zu ihrem Auftritt kamen.

Denn im Grunde sind die Biester Doch recht selten. Darum schießt der Vollidiot von drüben auch Eine voll in ihren Bauch

Um sie dann als Jagdtrophäe In sein Haus zu hängen. Sähe Ich nicht dauernd Vollidioten Schöss ich... Doch das ist verboten.

Samstag, 3. Oktober 2020

Vierzeiler des Tages

Wer war’s, der aus der Küche schlich Mit einem Stückchen Bienenstich? Es war der Bär, natürlich! Er Mag Bienenstiche allzu sehr.

Sie sind nicht angemeldet