Krähenpost
Dienstag, 21. Juli 2020

Ein Wölkchen

Die Treppe hoch zum Turm war steil. Egal, kein Grund, mich zu beeil- en, oder anzupeilen, dass Ich schneller auf der Zinne saß.

Das Ziel war klar: Nicht lange sitzen, Sondern Springen, Fallen, Spritzen (Blut. Und was da sonst noch spritzt. Mein erstes Mal. Man weiß ja nix.).

Nichtsdestotrotz. Ich keuchte hart, Als endlich ich zur Zinne trat Und runtersah, mit wenig Graus, Denn plötzlich kam die Sonne raus.

Und all mein Frust, die Depression War plötzlich fort. Ihr kennt das schon Aus jedem billigen Gedicht: Da geht sowas. Im Leben nicht.

Die Sonne jedenfalls schien hell Wie auch mein Leben. Wow, wie schnell Das in Gedichten möglich ist! Ein Wort, ein Reim, die Logik sitzt.

Ich rief: „Oh Sonne, Retterin!“ Und merkte, dass sie kaum mehr schien. Ein Wölkchen wölkte und verschliss Das Sonnengelb im Schattenriss.

Es spritzte stark. Damit ihr‘s wisst.