Krähenpost
Samstag, 22. August 2020

Wellenmusik

An Bord der Fähre steht ein Mann Der leidlich musizieren kann Er spielt Oasis' "Wonderwall" (Wenn’s das denn wirklich seien soll...) Und konkurriert mit See und Wind Darum, dass er Beachtung find'.

Ein Kampf, den jeder brave Mann Im Grunde stets verliert, bis dann Bei ungefähr Windstärke acht Die Mutti bleich an Deck gebracht Wird und die Fische stetig füttert. "Schau, die Bockwurst! Stark zerknittert Und zerkaut! Mit Brötchen und Mit Zwiebeln." Würg! Schwups, auf den Grund.

Der Wind verliert an Sympathie, Die Mutti stöhnt und flucht wie nie, Und plötzlich kriegt der Musikmann Beachtung. Weil er Musik kann Und jene Ablenkung verschafft, Die Mutti braucht. Statt Wellenkraft. "Hör zu, der spielt grad unser Lied!" Ruft Vatti, als er Mutti sieht, Wie sie erst weiß wird und dann grün (Gleich wird sie ihre Wurst versprüh'n...) "Komm lass uns schwofen Schatzilein!" Doch Schatzilein muss erst mal spei'n.

Der Musikant indessen hat Beendet, was begonnen grad Als "Life is life!", gar nicht mal gut, Und göbelt kurz in seinen Hut. Der Wind nimmt zu, mit ihm die Wellen, Die an Bord die Blässe schwellen Lassen bis mit einem Mal Die Schiffsbesatzung kotzt. Im Strahl. Die Szene, die nun folgt, ist wild Und suchte man nach einem Bild Wär’s eher Pollock als Renoir Mehr Otto Dix als ein Degas.

Wo waren wir? Der Musikant! Ja richtig! Hut ab, Guter Mann! Nachdem der erstere entleert (Also der Hut), wird frisch geehrt Das Andenken des King of Soul: James Brown wird angestimmt, und wohl Im selben Augenblick das Schiff Gesteuert auf ein großes Riff. "Ein Riff?" denkt ihr? "Im Ernst?" und wundert Euch. "Im einundzwanzigsten Jahrhundert?" Dazu muss man wissen, dass Der Kapitän, das alte Aas, Säuft, wie ein Loch, bei Tag und Nacht Und selten auf der Brücke wacht. Sein Selbstverständnis ist, ganz schnell Umrissen, unprofessionell.
Und als das Schiff vor Skagen sinkt Ist er der erste, der den Drink Abstellt und sich noch in der Nacht Per Rettungsboot vom Acker macht.

Für Mutti und den Musikus, Für Vatti und den Rest ist: Schluss. Doch kurz vorm Ende stimmt der Mann Mit der Gitarre dies hier an: "Es war mir ein Vergnügen Euch Zu unterhalten. Und mich freut Ein wenig, dass der letzte Song In Eurem Leben der hier..." KLONK! Dann knallt er gegen eine Wand. Das ist, wie er sein Ende fand. Was besser ist als kaltes Wasser, Das voll Kotze ist. Und nasser.

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