Samstag, 25. Juli 2020
D & D
Erstellt von kraehenpost um 15:47
Allein weil sich Möwe auf Löwe gut reimt
Ist längst nicht semantische Deckung gemeint
Das kann man zum Beispiel bei den beiden sehn:
Der Löwe heißt „Dieter“, die Möwe „Doreen“
Die Möwe liest Krimis, der Löwe hört Pop
Er will dauernd kuscheln, die Möwe mag's grob
Er singt gern beim Töten, sie singt überall
Und isst fast nur Sushi, er gerne mal Dal
Er putzt sich sehr häufig, sie findet das eher
Arg etepetete, das nervt sie schon sehr
Und fragt sich mitunter, ob Dieter auf Zeit
Der richtige ist, doch das bringt sie nicht weit
Denn Dieter verdient gut, der Dieter hat Geld,
Doreen hat nur Dieter, sonst nichts auf der Welt
Sie müsst, um auf eigenen Krallen zu stehn,
Was lernen, 'nen Job suchen, Arbeiten gehn
Das ist ganz schön mühsam, ach Dieter ist schon
Okay, stets bemüht und beflissen und so,
Und braucht eine Möwe denn eine Vision?
Der Dieter hat Geld! (Ach, das hatten wir schon…?)
Ihr Lieben, die Sache ist hochkompliziert
Und fragt man den Dieter, wirkt dieser frustriert
„Ach, hätt ich!“ schnurrt Dieter, und putzt sich pikiert,
„Dem Vogel die Flügel bloß nie amputiert!"
Freitag, 24. Juli 2020
WTF
Erstellt von kraehenpost um 11:16
Ein Bussard kreiste über‘m First,
Ein Falke rüttelte und stürzt',
Ein Habicht flog sehr bodennah,
Bevor die Maus ihr Ende sah.
Wie auch der Tod gekommen ist
Ist schnurz. Sie war kurz angepisst.
Donnerstag, 23. Juli 2020
Vierzeiler des Tages
Erstellt von kraehenpost um 23:50
Guter Tag, du bist so stille
Dunkel stirbt dein Glanz.
Einsam zirpt die Grille:
"Fick dich hart, du Schwanz!"
Mittwoch, 22. Juli 2020
Neues vom Dummenkönig
Erstellt von kraehenpost um 08:20
So hat's uns doch: das Sommerloch
Und alle diskutieren noch
(Egal worüber). Als ein Koch
Von Facebook auf die Straßen kroch
Und Feuer legt an jenen Docht
Den Deppen immer schon gemocht:
Er schreit vom Volk, das unterjocht
Sich wehrt und auf sein Grundrecht pocht
Und als der Koch noch Schrott erbroch
Geht neben ihm sein Porsche hoch
Verbrennt komplett! Brennt immer noch
Und er daneben flennt und doch
Jauchzt alle Welt laut himmelhoch.
Und er so: Och?!
Und wir so: Doch!
Das war'n die News. Und jetzt zum Spocht.
Dienstag, 21. Juli 2020
Ein Wölkchen
Erstellt von kraehenpost um 11:18
Die Treppe hoch zum Turm war steil.
Egal, kein Grund, mich zu beeil-
en, oder anzupeilen, dass
Ich schneller auf der Zinne saß.
Das Ziel war klar: Nicht lange sitzen,
Sondern Springen, Fallen, Spritzen
(Blut. Und was da sonst noch spritzt.
Mein erstes Mal. Man weiß ja nix.).
Nichtsdestotrotz. Ich keuchte hart,
Als endlich ich zur Zinne trat
Und runtersah, mit wenig Graus,
Denn plötzlich kam die Sonne raus.
Und all mein Frust, die Depression
War plötzlich fort. Ihr kennt das schon
Aus jedem billigen Gedicht:
Da geht sowas. Im Leben nicht.
Die Sonne jedenfalls schien hell
Wie auch mein Leben. Wow, wie schnell
Das in Gedichten möglich ist!
Ein Wort, ein Reim, die Logik sitzt.
Ich rief: „Oh Sonne, Retterin!“
Und merkte, dass sie kaum mehr schien.
Ein Wölkchen wölkte und verschliss
Das Sonnengelb im Schattenriss.
Es spritzte stark. Damit ihr‘s wisst.
Montag, 20. Juli 2020
Einem Sterbenden geflüstert
Erstellt von kraehenpost um 19:12
Sterbender Schwan, herrjemine! Ach!
Immerhin stirbst du daheim, unterm Dach
Denk nur, du stürbest da draußen, allein,
Würd das nicht fürchterlich unbequem sein?
Sterbender Schwan, du Vogel der Pein,
Kannst du beim Sterben geräuschloser sein?
Klar, so ein Schwan stirbt jetzt nicht jeden Tag,
Trotzdem: Ein bisschen diskreter wär stark!
Sterbender Schwan, wo du gerade liegst,
Nur wenn du’s hörst und die Beine hoch kriegst:
Kannst du, wenn's klingelt, du bist ja zuhaus,
Unten kurz öffnen, macht dir das was aus?
Sterbender Schwan, voll toll, dass das geht,
Das ist der Postmann, ich krieg ein Paket,
Da ist ein Sperber aus Schwedenstahl drin,
Der ist viel besser, stirbt nicht vor sich hin!
Sterbender Schwan, denn eines ist wahr,
Also ich hoffe der Subtext wird klar:
Sterbender Schwan, die Sache ist die,
Sterbende Schwäne sind scheiße, und wie!
Sonntag, 19. Juli 2020
Traudels Law
Erstellt von kraehenpost um 06:17
"Ich hatte Doppelkorn bestellt!"
Brüllt Udo, ganz der Mann von Welt.
"Und du kommst mit 'ner Plörre an,
Mit der man Blumen gießen kann!
Eins sag ich dir, dat geht zurück,
Hol ma den Chef nach vorn, du Stück!"
"Is schlecht grad", sagt die Kellnerin,
"Der liecht tot inne Küche drin.
Und willste nich daneben liegen
Trinkste aus und machst die Biege!“
Ist natürlich alles Käse:
Flugs hängt Udo im Gebläse
Über'm Herd und Udos Blut
Tropft plörrig in die Ofenglut